
Manchmal fühlt sich besserwerden schlimmer an
Heilung ist nicht sanft. Sie kratzt an alten Wunden, bringt Gefühle hoch, die ich lange betäubt habe. Ich dachte, es würde einfach besser werden – aber erst mal wird sichtbar, was ich nicht sehen wollte. Manchmal vermisse ich sogar meine Schutzmauern. Doch Stück für Stück baue ich etwas Neues: mich selbst.
Erkennen & Akzeptieren
Zu erkennen, dass etwas nicht stimmt, ist kein kleiner Schritt – es ist ein mutiger Sprung ins Ungewisse.
Denn solange ich meine Augen verschlossen habe, konnte ich mich in einer Art Sicherheit wiegen, auch wenn es eine trügerische war.
Der Moment, in dem ich wirklich hinsehe, bedeutet: Ich stelle mich mir selbst, ohne Filter, ohne Ablenkung.
Akzeptanz fühlt sich nicht leicht an. Im Gegenteil – manchmal wirkt es, als würde ich den Schmerz nur größer machen, wenn ich ihn beim Namen nenne. Doch genau hier liegt die erste Form von Stärke.
Zu sagen „Ja, da ist etwas, das wehtut“ ist kein Aufgeben, sondern der Anfang einer neuen Ehrlichkeit mit mir selbst.
Es ist ein Akt des Mutes, wenn ich die Schutzmauern nicht länger als selbstverständlich nehme, sondern erkenne: Ich darf sie hinterfragen.
Und auch wenn sich das wie ein Rückschritt anfühlt, ist es in Wahrheit der erste Beweis dafür, dass ich mich nicht mehr nur verstecken will.
Hinschauen ist der erste Beweis von Mut.
Heilung beginnen
Heilung klingt nach etwas Sanftem, nach Ruhe, vielleicht sogar nach Leichtigkeit. Doch die Realität fühlt sich oft ganz anders an.
Wenn Heilung beginnt, reißt sie die Pflaster ab, die ich jahrelang benutzt habe, um nicht auf die Wunden darunter sehen zu müssen.
Alles, was lange verdrängt war, kommt hoch – manchmal stärker, manchmal schmerzhafter, als ich es in Erinnerung hatte.
Es kann sein, dass es erst einmal schlimmer wirkt, dass die Dunkelheit dichter wird, obwohl ich doch eigentlich auf dem Weg ins Licht bin.
Das ist verwirrend und macht Angst.
Doch dieser Prozess bedeutet nicht, dass etwas schief läuft – es heißt nur, dass ich endlich ehrlich mit meinen Gefühlen bin.
Heilung zeigt sich in Momenten, die unscheinbar wirken: in einer Träne, die endlich laufen darf. In einem tiefen Atemzug, der plötzlich etwas leichter fällt. In dem Gedanken, dass es vielleicht doch Hoffnung geben könnte.
Es ist kein gerader Weg, eher ein ständiges Stolpern, Fallen, Aufstehen. Und genau das macht ihn echt.
Manchmal ist Schmerz nur das Zeichen, dass etwas heilt.
Durchhalten
Wenn die Mauern gefallen sind und die alten Verdrängungsmechanismen nicht mehr tragen, fühlt sich alles roh und verletzlich an.
Es gibt Tage, da wünsche ich mir die Schutzmauern zurück – einfach, weil das Leben ohne sie härter wirkt.
Doch genau hier liegt die eigentliche Kraft: durchzuhalten, auch wenn es sich schlimmer anfühlt als vorher.
Heilung ist ein Prozess, der Geduld verlangt, und Geduld tut oft weh. Denn sie bedeutet, in dem Chaos zu bleiben, ohne sofortige Antworten, ohne schnelle Ergebnisse.
Aber jeder Tag, an dem ich nicht aufgebe, beweist, dass ich mehr Stärke in mir trage, als ich manchmal glauben kann.
Durchhalten heißt nicht, nie zu zweifeln. Es heißt, trotz der Zweifel weiterzugehen.
Auch wenn die Schritte winzig sind, auch wenn es nach außen niemand bemerkt – jeder Schritt trägt mich näher zu mir selbst.
Und irgendwann, ganz leise, zeigt sich: Es war richtig, nicht aufzugeben.
Jeder kleine Schritt ist ein stilles Versprechen an mich selbst.
Gedanken zum Mitnehmen
- Heilung darf sich anfühlen, als würde alles schlimmer werden – genau das ist Teil des Weges.
 - Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotzdem weiterzugehen.
 - Selbst winzige Fortschritte sind ein Beweis für Stärke.
 
Musik für den Moment
Musik kann wie eine Hand sein, die mich sanft durch die schwierigen Phasen trägt. Sie erinnert mich daran, dass ich nicht allein bin.
Abschluss
Besserwerden fühlt sich oft schlimmer an, bevor es leichter wird. Aber in diesem Schmerz liegt Wahrheit, in der Verletzlichkeit liegt Wachstum. Und irgendwann wird aus dem Chaos kein Bruchstück mehr, sondern ein neuer Anfang.
Ein Anfang, der mich zurückführt – zu mir selbst.
